„Vier Schiffe – ein Verein“

Mitte der fünfziger Jahre haben 40 deutsche Reedereien auf den beiden Viermastbarken „Pamir" und „Passat" ihren seemännischen Nachwuchs ausgebildet. Dazu hatten die Reeder die Stiftung „Pamir und Passat“ gegründet und die umgebauten Segelschulschiffe gekauft. Bis zum 21. September 1957, dem Tag an dem die „Pamir“ im Orkan sank, sind beide Schiffe Ausbildungsreisen gesegelt.

Nach dem Verlust der „Pamir" ist die Besetzungsordnung für Handelsschiffe geändert worden: Segelfahrzeit war nun keine Voraussetzung mehr für den Erwerb eines nautischen Patentes. Aber die Idee, an Bord eines Segelschiffs auszubilden, sollte dennoch fortgeführt werden. Die Stiftung verkaufte die "Passat" und benannte sich 1964 um in „Stiftung für Ausbildungsschiffe".

Vom Erlös der „Passat“ wurde gemeinsam mit dem „Deutschen-Schulschiff-Verein" Ende 1963 die „Noona Dan", gekauft. Die 36 Meter lange Gaffelketsch aus Dänemark wurde umgebaut und heißt seitdem „Seute Deern".

Der „Deutsche-Schulschiff-Verein" und die „Stiftung für Ausbildungsschiffe" haben die „Seute Deern“ den Seefahrtschulen und Hochschulen für Nautik angeboten. Die Reedereien haben mit Wochenreisen die seemännische Ausbildung ihres Nachwuchses abgerundet, doch nach zwei Jahren ließ das Interesse aus Kostengründen nach.
Nur der Norddeutschen Lloyd charterte die „Seute Deern" noch bis 1968 für seine reedereiinterne Ausbildung. Bis zum Frühjahr 1972 lag sie längsseits des Schulschiffes „Deutschland" in Bremen.

Mit dem „Club Seefahrt zu Bremen", der 1971 gegründet wurde, entstand der Vorläufer von CLIPPER. Der Club hatte den einzigen Zweck, den Geschäftsführer des Schulschiffvereines davon zu überzeugen, dass die "Seute Deern" wieder in Fahrt zu bringen sei. Mit dem ersten und einzigen Törn war der Zweck zwar erfüllt, allerdings ist beim Einlaufen in die Kaiserschleuse in Bremerhaven der Klüverbaum abgefahren worden. So war zunächst mit weiteren Fahrten Schluss und der Verein „Club Seefahrt zu Bremen" verschwand wieder in der Versenkung.

Doch im Jahr 1972 hat die „Seute Deern" als Segelschiff der deutschen Handelsmarine an der Windjammerregatta „Cowes - Malmö" und an der Parade zur Olympiade 72 in Kiel teilgenommen. Die positive Resonanz und die erfolgreiche Teilnahme an der „Operation Sail 72“ führten zu der Überzeugung, das Projekt weiterzuführen.

Wie es zu CLIPPER kam

Wesentliches der Zielsetzung und Praxis geht auf Kurt Hahn zurück - auf den Pädagogen, der in den vierziger Jahren die Idee „Outward-Bound" entwickelt hat. Das bedeutete gleichzeitig Freizeitangebot und Erziehung zu Verantwortung, Abenteuer und Dienst, Frohsinn und – manchmal - Knochenarbeit.

Die „Sail Training Association" und andere Organisationen bauten auf ihre Weise die „Outward-Bound Idee" aus. Holland und Frankreich folgten, ebenso Polen mit seinen See-Pfadfindern. Über 50 Schiffe und Yachten kamen 1972 zur „Operation Sail" nach Travemünde und Kiel.

Obwohl die Zeiten schwierig waren und Spenden nicht locker saßen, war Resonanz für das Konzept vorhanden. Da gab es die „Seute Deern", die an der „Operation Sail" teilgenommen hatte. Ihre Besatzung bestand überwiegend aus Offizieren des „Norddeutschen Lloyd". Die „Seute Deern" konnte eventuell gechartert werden, denn aufbauend auf die Ideen von Kurt Hahn, sollte künftig auch Seemannschaft für „Landratten" geboten werden. Die Gründungsväter von CLIPPER wollten einer Orientierungslosigkeit von Jugendlichen vorbeugen und damit ein „No Future" - Gefühl gar nicht erst aufkommen lassen.

Am 6. Januar 1973 fand in Hamburg die Gründungsversammlung und Verabschiedung der Satzung von CLIPPER statt. Am 5.März 1973 erfolgte die Eintragung in das Vereinsregister des Amtsgerichtes Bremen.
Gründungsmitglieder: Günter Ohlf (Kapitän), Michael von Gadow (Kapitän), Dr. Gerd Lau (Richter), Arnulf Huber (Ingenieur, Patentanwalt), Oldwig Jahnke (Journalist), Rolf Pasternak (Ingenieur), Rolf Kühl (Techniker), Dietrich Neemann (Ingenieur).

Die erste Saison 1973

CLIPPER konnte wie geplant die „Seute Deern" chartern, denn die „Stiftung für Ausbildungsschiffe“ als Eigner hatte im Sommer 1973 ihre Satzung geändert. Danach bestand die Möglichkeit, das Schiff solchen Organisationen zur Verfügung zu stellen, die interessierten Jugendlichen Gelegenheit geben, unter fachkundiger und pädagogischer Leitung Seemannschaft auf Segelschiffen kennen zu lernen.

In der ersten Saison haben sieben Fahrten stattgefunden. Zuerst ging es um das Trainieren der Stammcrew. Von Laboe aus startete die „Seute Deern“ unter dem Kommando eines erfahrenen Segelschiffskapitäns mit 19 Personen zu seiner ersten Reise unter der jungen CLIPPER-Flagge.

Der Anfang war schwer, denn der Verein hatte kein Geld, das Schiff war gechartert und musste unterhalten werden. Viele Kapitäne und nautische sowie technische Offiziere brachten von ihren Reedereien Sachspenden in Form von Farbe, Tauen und was sonst an Bord gebraucht wurde mit und unterstützten damit den Verein.
Dieselben Leute bildeten auch in ihrem Urlaub die Stammbesatzung, bestehend aus Kapitän, zwei Steuerleuten, Maschinist und Koch.

25 Jahre später

Zum 25-jährigen Vereinsjubiläum 1998 sind drei eigene Segelschiffe - „Albatros“, „Amphitrite“, „Johann Smidt“ - und ein Charterschiff, die „Seute Deern“, für CLIPPER in Ostsee, Atlantik, Mittelmeer und um die Kanarischen Inseln gesegelt.

Wurden 1973 sieben Törns im Sommer von Kiel-Laboe durchgeführt, starteten später die Törns von verschiedenen europäischen Häfen aus. Allein in 1998 liefen die Schiffe zu 97 Segeltörns aus, darunter auch zur Teilnahme an der Windjammerregatta „Tall Ships´ Race“ von Falmouth nach Lissabon. Wie vor 25 Jahren können sich noch immer junge und junggebliebene Menschen ab einem Lebensalter von 15 Jahren an Bord Seebeine wachsen lassen.

Seitdem hat sich CLIPPER rasant weiter entwickelt. Seit 2000 ist die „Seute Deern“ nicht nur gechartert, sie gehört dem Verein. Seit 2007 starten Ausbildungstörns für angehende Stammcrew-Mitglieder, um den „Erfahrungsnachweis für Schiffer und Maschinisten auf Traditionsschiffen“ zu erwerben.

Und mittlerweile gibt es auch die CLIPPER-Stiftung. Der „Stiftung für Ausbildungsschiffe“ als ehemaliger Miteigner der „Seute Deern“  fiel es langsam schwer, ihren satzungsgemäßen Zweck zu erfüllen. Sie wurde in „Clipper-Stiftung“ umbenannt und bekam eine neue Satzung, nach der der Zweck der Stiftung vor allem in der Unterstützung des Clipper-Vereins besteht.

 

CLIPPER 2013

Amphitrite hat 2012 ihren 125sten Jahrestag gefeiert und Albatros ihren 70sten. Nun kann auch der Verein selber auf sein 40-jähriges Bestehen zurück blicken. Im Mai 2013 ludt CLIPPER zu seinem Geburtstag nach Wismar und auch alle vier Schiffe waren mit dabei. Bei bestem Wetter wurde das Jubiläum gefeiert und gleich danach ging des für Amphitrite, Albatros, Johann Smidt und Seute Deern wieder auf Törn in die Ostsee.