Maritime Bücher -- gelesen und kommentiert von unserem Mitglied Dr. Wolfgang Bühling.
Am Anfang steht nun einmal der Sportbootführerschein See, alle anderen höheren Weihen für Salzwasserkapitäne in spe führen durch dieses Tor, das aber so eng nicht ist, bei sorgfältiger Vorbereitung bestehen die meisten Prüfungskandidaten auf Anhieb. Zu dieser Vorbereitung gehört, vor allen anderen Lehrmitteln, nach wie vor als Basis ein vernünftiges Lehrbuch. Wenn ein solches, wie das vorliegende, in der 37. Auflage erscheint, darf man mit Fug und Recht von einem Klassiker sprechen, die Namen Overschmidt und Bark stehen für jahrzehntelange Erfahrung auf dem Gebiet der Didaktik in der Sportschifffahrt.
Alfred Lansing
635 Tage im Eis – Die Shackleton-Expedition
Goldmann Verlag, ISBN 978-3-442-15042-7, 320 Seiten
Preis: 10 Euro (Taschenbuch)
Das goldene Zeitalter der Antarktisforschung neigt sich dem Ende zu. Der Südpol ist schon entdeckt, als Sir Ernest Henry Shackleton beschließt, auf seiner vierten Antarktisexpedition den Kontinent auf einer Strecke von 2.900 km von Westen nach Osten zu durchqueren. Am 05. Dezember 1914 startet er in Südgeorgien mit 28 Mann auf dem Segler „Endurance“. Schon nach wenigen Tagen, deutlich früher als erwartet, gerät das Schiff ins Packeis und bleibt schließlich am 18. Januar 1915 darin stecken. Ohne Einfluss nehmen zu können, driften Schiff und Mannschaft am ursprünglichen Startpunkt in der Vahsel-Bucht vorbei zurück Richtung Norden.
Thorsten Tietjen
ALBATROS. Von der frachtfahrenden Motorgaleas zum Dreimast-Toppsegelschoner
Verlag epubli
Berlin 2017, ISBN: 9783745006735, 288 Seiten
Preis; Euro 33,90
Bezug: Beim Buchhändler oder im Versandhandel
Aus kompetenter Feder – der Verfasser war jahrzehntelang technischer Schiffzuständiger von Albatros – wird hier die Geschichte des Schiffes, beginnend mit dem Bau 1942, beschrieben. Vorangestellt ist eine Übersicht über die Geschicke der Ursprungswerft in Hobro inklusive einer Liste der dort entstandenen Neubauten. Als einer der letztgebauten dänischen hölzernen Motorsegler war das Schiff zunächst bis 1961 unter den Namen DAGMAR LARSEN und IRIS THY als Frachtschiff im Einsatz. Nach einigen Jahren als Steinfischer ESTHER LOHSE erfolgte unter britischer Flagge der Umbau zum Freizeitschiff.
Der zweite große Abschnitt des Buches ist der Zeit unter Clipper-Flagge ab 1978 gewidmet. Hierbei schöpft der Autor, sowohl was die Törnberichte als auch die Darlegung der oft technisch anspruchsvollen Winterarbeit angeht, aus intensivem eigenen Erleben. Albatros-Fans und alle übrigen Clipperianer dürfen sich auf diese Lektüre freuen.
Theo-Peter Koesling (Hrsg.)
Amphitrite. Eine der ältesten segelnden Yachten der Welt,
Maritime Press, und 2014
Bremen 2012, gebundene Ausgabe 28 x 22 cm ISBN 9783954270675
Preis Euro 39.90
Bremen 2014, broschierte Ausgabe in kleinerem Format ISBN 9783954274246
Preis Euro 24.90
In den 1980er Jahren befasste sich Clipperianer und Amphi-Fan Ewald Kruse mit der Erstellung einer Lebensgeschichte der AMPHITRITE. Ein solches Unterfangen ist nicht einfach, denn einerseits reicht die Historie des Schiffes weit in das 19. Jahrhundert zurück, andererseits machen die sehr zahlreichen Eignerwechsel des Schiffes derartige Recherchen doppelt schwierig. Ewald blieb aber hartnäckig am Ball und hatte zudem das Glück, dass der maritim orientierte Koehlers Verlag (damals noch mit Sitz in Herford) sein Manuskript annahm. 1990 kam ein sehr ansprechend gestaltetes Buch auf den Markt.
Etwa ab 2009 suchte ich nach einer Möglichkeit, eine Neuausgabe zu realisieren. Dafür gab es zwei gute Gründe. Zum einen war Ewalds Buch zwischenzeitlich vergriffen und kursierte nur noch als Rarität im Antiquariatsbuchhandel. Zum anderen hatte Clipper-Mitglied Günther Bendt in alten Ausgaben einer amerikanischen Outdoor-Zeitschrift eine Quelle entdeckt, aus der Genaueres über die Regatta-Tätigkeit von AMPHITRITE in den 1880er und 1890er Jahren zu erfahren war. Auf meine Anregung hin dehnte Günther seine Recherche auf die entsprechenden Jahrgänge der Londoner TIMES aus und wurde erneut fündig. Außerdem hatte sich Jan Fock, langjähriger nautischer Schiffszuständiger, angeboten, einen fundierten schiffbaulichen Beitrag zu leisten. Damit war es möglich, über einen reinen Nachdruck hinaus eine deutlich erweiterte Neuausgabe zu konzipieren.
Kaj Nykjær Jensen
Ring Andersens Værft
Fire Generationer på Frederiksøen, Svendborg 2017
ISBN 978-87-9997-16-0-2, Preis DEK 250
Bezug: Museumsladen des Svendborg Museums oder Webshop auf www.svendborgmuseum.dk
Die Firma Ring Andersen ist das einzig verbliebene der etwa 15 Unternehmen, die in und um Svendborg seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts Holzschiffbau betrieben. Ein gut Teil dieser Tradition ist der kontinuierlichen dynastischen Abfolge von Schiffbaumeistern zu verdanken, welche die Familie Ring Andersen hervorbrachte.
Der Werftgründer hatte 1867 auf der Insel Frederiksø den städtischen Schiffbauplatz übernommen und bis zu seinem Tod im Jahr 1901 zahlreiche Neubauten auf Stapel gelegt, darunter auch relativ große Einheiten, wie Barkentinen von über 200 BRT. Nicht wenige seiner Konstruktionen zeichneten sich durch eine außergewöhnliche Eleganz und Ästhetik aus. Johannes Ring Andersen, der 1901 mit 21 Jahren die Werft übernehmen mußte und das Heft erst mit seinem Ableben 1964 aus der Hand gab, war es bestimmt, den allmählichen Niedergang des Holzschiffbaus mitzuerleben.